Zur Geschichte des Roten Schlosses in der Zeit des III. Reiches Dieses Rote Schloß, eine der schönsten Fachwerkrenaissancebauten des 16. Jahrhunderts inWestthüringen, im Jahre 1581 durch einen Zweig der Familie von Harstall errichtet, warnach einem Konkurs des letzten Besitzers aus der Harstallfamilie 1895 in die Hände des JenaerProfessors Dr. Binswanger gekommen, der Mihla als Sommersitz wählte und auch einiges fürdie Industrialisierung des Ortes tat.1917 verließ Binswanger Mihla und Deutschland und ging in die Schweiz. Ein Teil des Ritter-gutes Rotes Schloss wurde durch Mihlaer Bauern aufgekauft, das Schloss selbst und die ver-bleibenden Ländereien kam in die Hände mehrfach wechselnder bürgerlicher Besitzer. In den nachfolgenden Jahren wurde eine regelrechte Güterschlächterei betrieben, der Besitzwurde immer mehr zersplittert und nach dem Konkurs des letzten Besitzers, eines Fuhrunter-nehmers 1932, standen die Gebäude unter Zwangsverwaltung.Nachdem im März 1933 die NSDAP auch in Mihla den Bürgermeister stellte, stand das ThemaRotes Schloss mehrfach auf der Tagesordnung der Beratungen im Gemeinderat. Die Protokolledieser Sitzungen sind im Ortsarchiv Mihla erhalten.Im Februar 1934 waren die Verhandlungen zwischen der Gemeinde, dam Landkreis und Institutionen der SS offensichtlich bereits weit vorangeschritten. Dem Bürgermeister ging esin erster Linie um den Erhalt der Gebäude. Eine Nutzung als SS- Schule war sicherlich für dieMihlaer NSDAP sehr interessant, galt doch Mihla in den 20er Jahren wegen der SPD- Mehr-heiten im Gemeinderat und bei Reichstagswahlen weithin als "Rotes Dorf".Im Februar stimmte der Gemeinderat zu, den Ausbau eines Abortgebäudes sowie die Einrichtungvon Speise- und Unterkunftsräumen finanziell zu unterstützen. Dafür wurden letztlich 4500 RMin Ansatz gebracht.Noch im Februar besichtigten ein Major Biedermann aus Mühlhausen, um die baulichen Mög-Lichkeiten zu prüfen. Am 21. 2.1934 war der Obergruppenführer der SS, Freiherr von Eberlein, in Mihla, um das Gebäude zu inspizieren. Danach gingen die Baumaßnahmen rasch voran. Offensichtlich im April 1934 wurde dieSS- Führersportschule zur Nutzung an SS- Einheiten übergeben.Weitere Einzelheiten über Leitung der Schule, Ausbildung usw. sind leider quellenmäßig nichtzu belegen, zumindest gibt es in Mihla hierzu keine Unterlagen, nur Berichte von Zeitzeugen. Danach kam es immer wieder zu Anfeindungen zwischen Mihlaer Einwohnern und den SS-Leuten, vor allem in den Gaststätten.Im Juli 1934 ereignete sich ein schwerer Zwischenfall im benachbarten Städtchen Creuzburg.Während einer Kinoveranstaltung im Gasthof "Zum Schwan" in Creuzburg entstand eineSchlägerei zwischen den im Ausgang befindlichen SS- Leuten der Mihlaer Schule und denKinobesuchern.. Eine Panik brach aus. Die SS setzte die von ihr provozierte Schlägereienanschließend auf der Straße fort. Dabei wurde ein Creuzburger Gendameriewachtmeister schwer verletzt, auch mehrere Creuzburger Bürger, darunter offensichtlich auch etliche Mit-glieder der NSDAP und der SA, erhielten Schläge, letztlich waren sogar Tote zu beklagen.Die Tumulte setzten sich am Creuzburger Bahnhof fort, da die SS- Leute mit dem Zug nachMihla zurückfahren mussten.Offensichtlich gab es wegen des Verhaltens der SS so viele Anzeigen, dass der Staat letztlichgezwungen war, zu handeln. Ob es zum Prozess kam, ist allerdings nicht bekannt.Auf jedem Fall wurde die SS- Schule in Mihla noch Ende 1934 aufgelöst. Diese Auflösungkann nur im direkten Zusammenhang mit den geschilderten Vorfällen stehen.Bereits im Herbst 1934 war im Roten Schloss ein Hilfswerklager eingerichtet, in demösterreichische Nazis Unterkunft fanden, die nach dem gescheiterten Putschversuch gegendie dortige Regierung und nach der Ermordung des Reichskanzlers Dollfuß aus Österreichgeflüchtet waren.Im Herbst 1934 waren bereits etwa 250 Österreicher in Mihla untergebracht. Erneut kam eszu Spannungen zwischen ihnen und der Bevölkerung, die auf so viel "fremdes Volk" gar nichteingestellt war. Höhepunkt dieser Auseinandersetzungen wurde die Kirmes 1935, als es zu regelrechten Saalschlachten in den Kirmeslokalen kam.1936 erfolgte dann der großangelegte Umbau des Roten Schlosses. Turnsaal und zahlreicheUnterkünfte entstanden, Räumlichkeiten, die heute vom dort untergebrachten Alten- und Pflegeheim noch genutzt werden.Das Rote Schloss wurde zum Standort der zentralen BDM- Führerinnenschule des GausThüringen und blieb dies auch bis zum Kriegsende 1945.Hunderte junge Mädchen erhielten in Mihla seit Dezember 1937 in den verschiedensten Lehrgängen eine Ausbildung. Leiterin der 5. Bezirksschule des freiwilligen weiblichen Arbeitsdienstes war in den ersten Jahren Fräulein Schmaus. In einem Lehrgang nahmen 65 Mädchen teil.   Mihla, 02.12.01 - Ortschronist